
🎺 Güdelzistig 2025
So schnell wie sie gekommen ist, so schnell war sie auch wieder vorbei. Plötzlich war es Güdeldienstag und die Fasnacht fing an sich zu verabschieden. Doch wir Urmis wollten es nochmals wissen. Zwei der härtesten Urmis genossen sogar jede Stunde des Güdeldienstag und gingen gar nicht erst schlafen. Doch um euch diese Geschichte zu erzählen, bräuchte ich ein ganzes Buch, deswegen erspare ich euch das.
07:30
Die ersten Urmis trafen sich, um mit der angeblich wichtigsten Mahlzeit in den Tag zu starten, dem Frühstück. Bestehend aus einer Stange und einem Gipfeli, oder für Normalsterbliche ein Kaffee und ein Gipfeli, wurde im Schelbert in Seewen der Tag richtig begonnen.
08:00
Nächster Pflichttermin für (fast) jeden Urmi, das Gleis in Seewen. Immer mehr Urmis kamen hinzu und so füllten wir schon zu früher Stunde zwei ganze Tische. Wie jedes Jahr am Güdeldienstag freuten sich die Urmis besonders auf das Schminken. Mit den letzten Kräften tupfte man sich die Farbe ins Gesicht und als I-Tüpfchen gab es zum Abschluss noch die Hand Davids draufgedrückt. Einige sehr ambitionierte, meiner Meinung nach übermotivierten, Urmis, schminkten sich fast, wie wenn SchmuDo wäre. Aber eines hatten wir gemeinsam, alle schnuuften das letzte Mal für diese Fasnacht Haarspray ein. Was ein Duft.
09:00
Nun hiess es «Instrumente fassä!» und warten. In der alten Gasse einquartiert wurde noch das Schrott-Bingo verteilt und die ersten Aufgaben erledigt. Danach wurde gewerweist, wer hatte die besten Gewinnchancen, was konnte man beeinflussen und würde es Jerry schaffen speifrei zu bleiben? Letzteres passiert sowieso, trotzdem hoffen wir jedes Jahr aufs Neue auf das Wunder von Seewen.
Plötzlich knallte es, viele erschraken, noch mehr freuten sich, denn nun begann der Staatsfeiertag richtig. Und ein weiterer positiver Punkt, alle Finger blieben dran. 😉
Nach einem gelungenen Negus-Marsch (guet fürs Gmüet, schlecht fürs Bingo) und einem akzeptablen ersten Auftritt wurden die neuen Pröbis instruiert, was genau ihre Aufgabe am Güdeldienstag. Aufgestockt mit Wein und Cervelats genossen die Urmis ihre erste Pause. Die Pröbis jedoch hatten weniger Pause, denn ihre Aufgabe war es ja, stetig Wein heranzuschaffen.
11:30
Ab ins Zmittag. Doch bevor wir gingen, spielten wir noch einmal für die Schau- und Hörlustigen Seebner. Langsam, aber sicher waren die Lippen und Hände der Urmis aufgewärmt und die Lieder klangen immer besser. Danach gässelten wir in Richtung Gardi, gaben dort noch ein Lied zum Besten und durften danach bei zwei Urmi-Sympathisanten zu Mittag essen. Auch wenn nur halbe Portionen gegessen wurden, lag das wohl eher an der strengen Fasnacht als an der Qualität des Essens. Danach wurde Sonne getankt, sich sportlich ausgetobt oder eins ausgejasst. Nach einem kleinen Dessert ging es weiter.
13:30
Angekommen im Bauernhof war schon der nächste Auftritt fällig. Vor kleinem, aber feinem Publikum gaben wir unsere Lieder zum Besten. Nach dem Eintreffen der Nüsslerrott verteilten wir uns in die beiden Gasthäuser und genossen unsere nächste Pause. Es schien fast so, als ob die Urmis an so einem schönen Güdeldienstag die Pausen mehr ersehnten als die Auftritte.
14:45
Wieder ging es auf den Seerüti-Platz. Die Urmis gässelten von Unter- nach Oberseewen und vertrieben sich die Zeit mit Tänzen, Autos aufhalten und einfach sonst Schabernack. Angekommen auf dem Seerüti-Platz staunten wir zuerst einmal. Plötzlich waren so viele Leute da. Doch das spornte uns umso mehr an und so gaben wir noch einmal alles und zeigten dem ganzen Talchessel, dass wir auch nach einer strengen Fasnacht noch gleich performen konnten wie am Anfang. Aufgrund der vielen Leute hatten wir kaum Platz zum Sitzen und so wurde jedes Mäuerchen oder Treppchen genutzt, um die ach so müden Beine auszuruhen.
Langsam, aber sicher ging es ans Eingemachte. Immer näher kam der Moment, an dem auskam, wer uns ein weiteres Jahr erhalten blieb und wer nicht. Einige Urmis fanden sich langsam mit der Wahrheit ab, während andere es weiterhin mit leugnen versuchten und wieder andere schworen sich, dieses Jahr keine Träne zu vergiessen.
15:45
Weiter ging es in den dampfenden Kessel. Da es dort nicht so viele Zuschauer hatte, entschieden wir uns zuerst Pause zu machen. An der Bar angekommen, merkte man, dass die Gaswerk-Crew gar nicht wusste wo alles ist. So entschied sich ein besonders hilfsbereiter Urmi, den verlorenen Seelen hinter der Bar zu zeigen, wo denn alles ist und was sich in welcher Schublade versteckte. Nach der Instruktion wurden die Bartender gebeten, ob sie denn nicht einen oder zwei oder vielleicht sogar drei der feinen Schüttelbecher machen könnten, um den unstillbaren Durst der Urmis zu mindern. Gesagt getan, und so wurden die Schüttelbecher munter-fröhlich untereinander verteilt.
Nach der Pause gaben die Urmis trotz dem geringen Publikum ein Lied zum Besten und zogen dann weiter in Richtung Bahnhof.
16:30
Vor dem Clovers war dann der letzte, offizielle Auftritt der Urmis. Sogar einige Rampassä zog es nach Seewen, um den schönen Tönen der Urmis zu lauschen. Ein Urmi durfte sogar endlich den eigenen Lebenstraum erfüllen und bei einem Rhythmus mitspielen. Nach einem gelungenen Auftritt genoss man die letzte Pause in dieser Fasnacht, bevor man sich schweren Herzens in Richtung der Kirchentreppe begab.
Dort angekommen, spielte man noch einige Liederwünsche der Urmis, bevor dann der richtig schwere Moment des Abschieds kam. Zum Glück mussten wir dieses Jahr nur ein Urmi verabschieden. Trotzdem waren das letzte Lied schwierig zu spielen und so manch eine Note kam nicht mehr ganz richtig heraus. Danach wurde sich umarmt, Tränen vergossen und Abschied genommen. Nach einigen innigen Minuten rauften sich die Urmis wieder zusammen und gingen ein letztes Mal für diese Fasnacht in die Seerüti-Halle um ihre Instrumente zu deponieren.
17:30
Dann kam der inoffizielle Teil. Viele Urmis begaben sich in die Hofmatt in Schwyz um gemeinsam während dem Abendessen noch einmal die Fasnacht Revue passieren zu lassen. Nach einem guten Znacht verabschiedeten sich einige und wieder andere schauten dem Blätzverbrennen zu. Nach dem es den Blätz «verjaggt hed» und die Rampassä ihren letzten Auftritt hatten, begaben sich die besonders widerstandsfähigen Urmis in die Obstmühle um noch einen Schlummertrunk zu geniessen. Die weniger widerstandsfähigen oder einfach nur Titti genannt, nahmen den kurzen Weg und gingen lieber ins Kreuz & Quer. Die am wenigsten widerstandsfähigen Urmis begaben sich sogar lieber in den Militärdienst… soo schwach.
In der Obstmühle wurde wieder philosophiert und Kaffe Zwätschge getrunken. Um kurz vor zwölf verabschiedeten sich die Urmis und gingen langsam nach Hause. Einige trieb es noch «schnell» ins Höfli, wo sie ein neuartiges Getränk offeriert bekamen und noch einige Ex-Urmis trafen. Als letzte Aktion der Urmis machten zwei Pröbis mit drei Ex-Urmis (einige davon so schlau, dass sie Poppers lieber trinken als riechen) ein Bild auf dem Hauptplatz auf dem sie zeigten, warum sie doch besser seien als der Rest der Guggenmusik, na ja darüber kann man diskutieren.
Wie schön die Fasnacht doch wieder war und wie schön, dass es sie nächstes Jahr wieder gibt. Und trotzdem freue ich mich auf einige Monate Pause.
Ich ha gschlosse, ade merci
Euer El Abuelo